30. Tishri 5783

In einem Interview vom 30. August 2016 mit der «etü – HistorikerInnen-Zeitschrift» sagte sie zum Thema «Israel und Palästina»:
«Es besteht die Gefahr, dass man beginnt, sich selbst zu zensieren, wenn man ständig überlegt, welche Reaktionen das Geschriebene auslöst. Ich habe Mühe damit, dass man beim Konflikt stets von «beiden Seiten» spricht. Denn es existieren dort keine zwei Länder: Palästina ist kein Staat, sondern es sind ein paar Landfetzen unter einer Militärherrschaft mit einer pseudo-autonomen Verwaltung – völlig abhängig von der israelischen Militärbesetzung. Wenn die palästinensischen Minister aus Ramallah herausfahren, müssen sie trotz VIP-Status ihre ID dem 18-jährigen Soldaten am Checkpoint zeigen. Es besteht kein Gleichgewicht in diesem Konflikt und ich finde, das muss man zeigen. Mir scheint, wenn man dieses Machtgefälle jedoch ausblendet, wird man seltener angegriffen.»
Damals war sie 33 Jahre jung, seit vier Jahren Nahostkorrespondentin der NZZ. Sie hat Geschichte, Völkerrecht und Arabistik studiert. Ihr journalistisches Fachgebiet ist der Nahe Osten, ganz besonders der Konflikt zwischen Israel und Palästina. Es sei oft sehr belastend, was im Nahen Osten passiert. «Ich treffe Leute, die von diesen Konflikten direkt betroffen sind. Ewig kann ich nicht über diese Themen berichten.»
Und dennoch tut sie es immer noch, sechs Jahre später, ist seit vier Jahren nicht mehr für die NZZ, sondern für den Spiegel tätig. Sie tut es immer noch, und ihre Subjektivität, ihre einseitige pro-palästinensische Haltung hat sich noch immer nicht geändert. Journalistische Objektivität ist nicht ihr Ding.
Sie schreibt eine Geschichte, die in Nablus spielt, gut 32 km von der Grenze zu Israel entfernt. Nablus gehört zur Zone A. Dort haben die Palästinenser die politische und militärische Kontrolle. Israelis haben in der Regel keinen Zutritt zu diesem Gebiet. Die Ausnahme ist, wenn es zu sicherheitsrelevanten Situationen kommt.
Oder wenn religiöse Siedler, beschützt von ihren Sicherheitskräften, die Stadt betreten, um das Grab von Joseph zu besuchen. Ein Besuch, der von den Palästinensern als Provokation verstanden wird, und das zu Recht. Dass sie diese im Prinzip zwar überflüssige, aber friedliche Aktion mit einer zweimaligen Schändung des Grabes beantworten, ist eine gleichwertige Provokation. Die beiden Bewohnergruppen der Region, die Siedler und die Palästinenser, schenken sich nichts.
Zunächst malt sie das Bild des friedliebenden Palästinensers, der seine Waren im Shouk verkaufen möchte. Doch die Kundschaft, die er so dringend braucht, fehlt. Warum?
Weil die Israels versuchen, gegen einen neuen Feind, sie nennt es euphemistisch «Zusammenschluss» palästinensischer Milizen vorzugehen. Diese Miliz nennt sich «Löwengrube». Ausgerüstet mit den modernsten Waffen, gekleidet in pechschwarze Uniformen, die Gesichter vermummt bezeichnen sie sich selbst als «Gehirn der Hamas und Hände der Fatah. Als verbessertes Modell der al-Aqsa-Märtyrer Brigaden»
Sie stellen eine für Israel bedrohliche «sicherheitsrelevante Situation» dar, was dazu geführt hat, dass die Stadt abgeriegelt wurde. Diese Information wäre ausreichend gewesen, Bolliger muss sie ausschmücken, muss Israel wieder als Südenbock hinstellen.
Natürlich ist die IDF angespannt, natürlich kontrollieren sie jeden, der nicht eindeutig identifiziert werden kann, sehr genau. Zu oft waren schon in Rot-Kreuz-Fahrzeugen oder sogar in bei der Nuntiatur angemeldeten Fahrzeugen Bomben und Waffen geschmuggelt worden. Man ist vorsichtig geworden. Man will keinen geplanten Terroranschlag übersehen. Das gilt bei allen, die die Stadt verlassen.
Natürlich sind die Palästinenser angespannt, natürlich schauen sie genau hin, wenn ein Fremder ohne bekannte, lokale Begleitung auftaucht. Zu oft haben sich schon Soldaten verkleidet und sind unberechtigt in die Stadt gekommen. Meist folgten diesen «Besuchen» Verhaftungen. Man ist vorsichtig geworden. Man will sich vor Überraschungen schützen. Das gilt bei allen, die in die Stadt hineinkommen.
Bolliger beschreibt die Sorgen von Abu Naim, eines Sozialarbeiters. Er ist 60 Jahre alt, seine Generation habe, so sagt er, «während der 2. Intifada von 2000 bis 2005 schlechte Erfahrungen mit dem bewaffneten Widerstand gemacht». Da war er noch ziemlich jung.
Die Zahlen des «Widerstandes», sprich palästinensischen Terrors, sprechen für sich. Bolliger verschweigt sie. Es gab über 20.000 Anschläge durch die Palästinenser, über 1.000 getötete Israelis, mehr als 7.000 Verletzte. Bei weiteren 143 Selbstmordanschlägen starben 523 Israelis und mehr als 3.000 wurden verletzt.
Auf palästinensischer Seite gab es über 3.000 Tote.
Bei der ersten Intifada, 1987 bis 1993 war Abu Naim noch ein Kind. Vielleicht war er bei denen, die Steine warfen und Reifen anzündeten….
Er macht den Israelis heftige Vorwürfe, weil sie mit ihrer Siedlungspolitik jede Perspektive für die junge Generation zerstört hätten und auch der Langzeit Präsident ohne Portfolio, Abbas «mit seiner Diplomatie und der Ablehnung von jeglicher Gewalt nichts erreicht hätte».
Diese Worte sind Wasser auf die Mühlen von Bolliger, Abbas als verhinderter Friedensfürst und Israel als Aggressor. Die Frage ist nur, wer spricht wo, und wann immer es möglich ist, mit gespaltener Zunge? Abbas hat das von Arafat übernommen, der, wenn er Englisch radebrechte, anderes von sich gab als in der arabischen Originalfassung. Pech für ihn, dass israelische Politiker und viele Soldaten fliessend Arabisch sprechen. Und deshalb seinen O-Ton verstanden.
Da hat Bolliger recht, es ist von Vorteil, wenn man die Landessprache spricht.
Nach der ersten und zweiten Intifada droht nun neue Gefahr. Die Mitglieder der Löwengrube sind moderne junge Männer. Sie teilen ihre Informationen auf TikTok, haben dort zahlreiche Follower. Gefeiert werden sie wie Helden. Sie sind gewillt, Nablus zu verteidigen, mit Gewalt, mit Blut, mit ihrem Blut und dem der verhassten Juden.
Bolliger zeichnet ein nahezu liebenswertes Bild der Terroristen «Er galt als freundlicher, liebenswürdiger junger Mann, der gern mit Kindern spielte oder die Katzen auf der Straße fütterte. Und dennoch hatte er sich radikalisiert.»
Was sie zeichnet, ist der klassische Januseffekt, die Dualität von Gut und Böse in einer Person, Dr. Jeckyll und Mr. Hyde. Die Familie wird für ihn viel Geld bekommen, gezahlt von der EU. Bolliger vergisst zu sagen, dass er ein Terrorist war. Sie nennt mehrfach seinen nom de guerre, so als sei er ein Held!
Kommt es nach gewaltsamen, von den palästinensischen Terroristen angefachten Auseinandersetzungen, die für die Angreifer oftmals tödlich enden, so sprechen diese von einer gezielten Tötungsaktion oder gar von gezielten Hinrichtungen.
Die IDF spricht hingegen von einer notwendigen Selbstverteidigung. In den Augen der Palästinenser ist Israel immer der Angreifer, auch wenn die Soldaten nur auf Angriffe der Terroristen reagieren. So wie es auch am Dienstag, den 25. Oktober wieder war.
IDF und Grenzpolizei hatten eine Waffenfabrik und einen Treffpunkt gestürmt. In den anschliessenden Schiessereien kamen fünf Terroristen ums Leben, darunter auch einer der führenden Köpfe und Mitgründer der Terrorgruppe.
Israel hat in den vergangenen Monaten mehr als 370 (!) geplante Terrorangriffe verhindert. Dass das nicht ohne, teils heftige Aktionen funktioniert, versteht sich von selbst. Es gibt ein ganz einfaches Rezept, um in Ruhe leben zu können. Schwerter zu Pflugscharen, ein sofortiges Stoppen des Terrors. Aber das ist nicht die Sprache, die die PA und ihre radikalen Untergruppen sprechen!
Funktioniert das nicht, so werden sich der Terror und die notwendigen Militärkationen immer weiter hinaufschaukeln. Bolliger sieht das anders «Das Vorgehen der israelischen Armee hat bisher vor allem die Eskalation befeuert.» Audiatur et altera pars? Einer der hehren Grundsätze des römischen Rechts, das sie doch studiert hat. Es passt nicht in ihr Weltbild, ihr antisemitisches Grundgefühl lässt es nicht zu, dass die Palästinenser einen grossen Batzen Schuld am unliebsamen Zustand haben.
Immerhin, eine leise Kritik an der PA lässt sie zu «Wir leben unter zwei Besatzungsregimes – die Autonomiebehörde und Israel.» zitiert sie einen Verkäufer vom Shouk in Nablus. Sie muss zugeben, dass die palästinensische Regierung korrupt ist und ein zahnloser Löwe, der keine Macht mehr über die terroristischen Kräfte in der Region hat. Und sich deshalb teilweise den aggressiven «Löwen von Nablus» angeschlossen haben.
Abu Naim, der Sozialarbeiter sitzt vor seinem Büro. Er ist pessimistisch. »Es muss jetzt etwas geschehen. Wir brauchen politische Perspektiven. Sonst fliegt hier alles in die Luft.« Bolliger titelt ihren Artikel «Sie sterben für nichts.» Würde man die Terroristen selbst fragen, ihre Antwort würde wohl lauten, «Wir sterben für den Freiheitskampf.» Sie könnten alle noch leben. Niemand hat sie gezwungen, diesen Weg zu wählen.
Bolliger und andere antisemitische Journalisten könnten dazu beitragen, das Sterben dieser jungen Leute zu beenden, wenn sie ihnen die Augen öffnen würden für die Realitäten. Dass aus blindem Hass nie Frieden entsteht, dass verblendete Politiker auf beiden Seiten nur auf ihre Pfründe schauen und die Augen vor den Folgen ihres Tuns verschliessen. Sie sind die Ursache dafür, dass wie in diesem Fall der Zusammenschluss von Hamas und Fatah jede Bemühung um Frieden verhindern.
Kommentar verfassen