Krieg in Israel – Tag 199

14. Nissan 5784

Die IDF musste gestern leider wieder den Tod eines Soldaten bekanntgeben. Maj. (res.) Dor Zimel, 27, s’’l, verlor den Kampf gegen die Verletzungen, die er in der vergangenen Woche bei einem Angriff der Hisbollah auf das Gemeindezentrum von Arab al-Aramsh erlitten hatte. Weiterhin wurden 13 Soldaten und vier Zivilisten bei dem Angriff verletzt. Die Bewohner des Ortes sind seit Wochen weitgehend evakuiert, die Soldaten benutzten das Gemeindezentrum als Aufenthaltsort.

Generalmajor Aharon Haliva, Chef des militärischen Nachrichtendienstes wird heute noch seinen Rücktritt bekannt geben. Wann er den Rücktritt tatsächlich umsetzen wird, hängt davon ab, wie schnell ein Nachfolger für ihn gefunden wird. Derzeit ist er in die internen Untersuchungen zu Versäumnissen der IDF eingebunden, die zu den Massakern vom 7. Oktober geführt haben. Haliva sagte, er trage die Verantwortung, dass die Angriffe der Hamas überhaupt stattfinden konnten. Eine Umfrage durch das ‘Demokratie-Institut’ ergab, dass 62% der befragten der Ansicht sind, dass jeder, der Mitverantwortung an den Massakern vom 7. Oktober trägt, sofort zurücktreten muss. Bei den Wählern der rechten Parteien lag die Zustimmung nur bei 44%, während Wähler der Zentrums- und Linksparteien mit 84% dafür stimmten.

Oppositionsführer Yair Lapid drückte Generalmajor Aharon Haliva gegenüber seinen vollen Respekt aus und forderte auf seinem ‘X’-account, «PM Netanyahu hätte sich genauso verhalten sollen.» Früher am Vormittag war auch von MK Vladimir Beliak, Yesh Atid, zu hören: «Netanyahu muss sofort zurücktreten, gleichgültig, ob und wann es eine staatliche Untersuchungskommission zu den Massakern vom 7. Oktober und deren Verantwortlichkeiten geben wird.»

Jener Terrorist, der den 14 Jahre alten Benjamin Achimeir Anfang des Monats ermordete, wurde in der Nacht auf heute verhaftet. Ahmed Dawabsha, 21, verwickelte sich während der Befragungen in Ungereimtheiten, die schlussendlich zu seiner Überführung führten.

Eine Drohne der IDF wurde vor Kurzem über dem Libanon von einer Boden-Luft-Rakete getroffen und zerstört. Israel reagierte sofort und zerstörte die Abschussrampe, von der aus die Rakete abgeschossen wurde. Zehn weitere Raketen wurden auf Israel abgeschossen, sieben stürzten auf offenem Gebiet ab, drei fielen in der Nähe von Arab al-Aramshe zu Boden, ohne jedoch Schaden anzurichten.

Ausgerechnet Netanyahu, der Mann, der immer wieder Lügen verbreitet und sich seine Realität mit Shtiks ‘n Tricks zusammenbastelt, griff gestern bei einer Sitzung des Kriegskabinetts die Teilnehmer an den Verhandlungen scharf an. Er beschuldigte sie, „falsche Informationen“ zu geben und „Verzweiflung bei den Familien der Geiseln zu säen“. «Die falschen Informationen des Verhandlungsteams schaden nur den Bemühungen, die Entführten zurückzubringen. Wenn es jemanden im Verhandlungsteam gibt, der nicht bereit ist, die Entscheidungen der politischen Ebene zu akzeptieren, nur um anonyme und falsche Schlagzeilen in den Medien für politische Zwecke zu bekommen – dann soll er verantwortungsbewusst sein und nicht hier sitzen.» Das hochrangige Verhandlungsteam hatte sich Anfang des Monats beschwert, vom Büro des PM immer wieder ignoriert zu werden. Ein anonymer Mitarbeiter hielt fest: «Ich kann nicht sagen, dass es ohne Netanyahu eine Einigung gegeben hätte, aber ich kann sagen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Einigung höher gewesen wäre. Ausserdem ist seit Dezember und erst recht seit Januar jedem klar, dass wir nicht verhandeln. Es passiert immer wieder: tagsüber bekommen wir ein Mandat, und dann ruft der Premierminister nachts an und weist an, ‚das nicht zu sagen‘, ‚das nicht zu genehmigen‘, und umgeht auf diese Weise sowohl die Teamleiter als auch das Kriegskabinett.» Diese Klage war in den letzten Wochen immer wieder in den Medien zu lesen und es ist absolut unverständlich, wie ein PM so verantwortungslos und dumm sein kann, hochkarätigen Teilnehmern an den Verhandlungen immer wieder einen Maulkorb umzuhängen und sie zu seinen Marionetten zu degradieren.

Zumindest für 133 Familien wird es heute Abend ein trauriger Seder Pessach werden. Während auf der ganze Welt Juden das Fest der Befreiung aus der Sklaverei feiern, befinden ihre Liebsten sich, lebendig oder tot, seit 199 Tagen in den Händen der Hamas-Schlächter oder anderer Terror-Organisationen. 199 Tage in Dunkelheit, Angst, Ohnmacht und Einsamkeit.

Eitan Gonen, Vater von Romi Leshem Gonen, 23, die immer noch im Gazastreifen gefangen gehalten wird, erklärte gegenüber dem Radiosender Khan, dass er keinen Sinn darin sehe, das Fest der Freiheit zu feiern, wenn seine Tochter und 132 andere Geiseln, von denen viele tot sind, immer noch von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden.

Amos Harel, Journalist von Ha’aretz geht in seiner heutigen Kolumne darauf ein. Morgen befinden wir uns am Tag 200 nach dem Massaker vom 7. Oktober und, so Harel, wir müssen über das «bittere Scheitern der nationalen Sicherheitslage reden.» In der vergangenen Woche schoss der Iran mehr als 300 Raketen und Drohnen auf Israel ab, die Hisbollah hat ihre Angriffe seit einigen Wochen deutlich verschärft. 50.000 Evakuierte aus dem Norden und noch mehr aus dem Süden müssen noch warten, bis sie zurückkehren können. Die Orte um den Gazastreifen sind teils völlig unbewohnbar und müssen erst wieder aufgebaut werden. Die Kriegsziele, von der ‘Nicht-Regierung’ immer wieder proklamiert, wurden nicht erreicht. Die Hamas ist immer noch nicht zerschlagen, die Geiseln sind immer noch nicht befreit.

Haben wir wirklich geglaubt, dass wir der Hamas eine Vereinbarung hätten aufzwingen können und dass die Befreiung der Geiseln nur mehr eine Frage von Tagen wäre? Fehlanzeige! Sind unsere Sicherheitskräfte und die IDF schnell genug von Ort gewesen, um den Opfern des Massakers zu helfen? Fehlanzeige! Die ‘grundlegende Solidarität’, auf die die israelische Gesellschaft immer so stolz ist, erhielt tiefe Wunden. «Ein wesentlicher Teil des politischen Systems verkündet Gleichgültigkeit, ja sogar Feindseligkeit gegenüber den Hilferufen ihrer Familien. Es besteht die reale Gefahr, dass sich die Tragödie des Air Force-Navigators Ron Arad, dessen Schicksal fast 40 Jahre nach dem Abschuss seines Flugzeugs über dem Libanon unbekannt ist, wiederholt. Im Laufe der Zeit geben sich die Mitglieder der Koalition kaum noch die Mühe, das Leiden der Geiseln zu erwähnen.» Netanyahu hält an seiner Pessach-Euphorie fest, zeigt sich bei fröhlichen Toasts im Kreis von hohen Offizieren, spricht von einer Spaltung der Gesellschaft als Gefahr für das Land … und vergisst dabei zu erwähnen, dass er der Verursacher von all dem ist.  

Er hat sich durch seine egozentrische Politik erpressbar durch die rechtsextremen Politiker in seiner ‘Nicht-Regierung’ gemacht.

Alles kein Grund, heute Abend einen fröhlichen Seder zu feiern, wir werden uns darauf beschränken, dass er wenigstens koscher ist.



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