Ha’asinu, Deut 32:1 – 52

ב“ה

7./8. Tischrei 5784                                                        22./23. Sept. 2023  

Shabbateingang in Jerusalem:                                                         17:57

Shabbatausgang in Jerusalem:                                                        19:11

Shabbateingang in Zürich:                                                                19:06

Shabbatausgang in Zürich:                                                                20:08

Shabbateingang in Wien:                                                                   18:35

Shabbatausgang in Wien:                                                                  19:37

Dieser vorletzte Wochenabschnitt des Jahreszyklus gibt das letzte Lied von Moses wieder. Es ist die letzte grosse Nachricht, Aufforderung und Mahnung an die Israeliten. Moses gibt einen Überblick über das, was bisher mit dem Volk Israel geschah, wo es zum Zeitpunkt der Rede steht und wohin der Weg gehen wird. 

«Hört mir zu ihr Himmel, denn ich will sprechen und lasst die Erde die Worte aus meinem Mund hören!» So eindringlich haben wir Moses nicht sprechen gehört, seit wir ihn, noch in Ägypten, begleitet haben. Sicher, wir haben erlebt, dass er sich massiv geärgert hat, wenn ihm die ihm Anvertrauten wieder einmal nicht zuhörten und seine Pläne, die immer Gottes Pläne waren, torpedierten. Die sich auflehnten, wenn es einmal unbequem wurde auf der langen Wüstenwanderung. Die ihn sogar umbringen wollten, weil sie nicht verstanden, was sich ihnen noch nicht erschlossen hatte. Manchmal hat er mit Gott gehadert, hat ihn angefleht. Aber noch nie hat er so eindeutig den Himmel und die Erde aufgefordert, sich ruhig zu verhalten und ihm zuzuhören. 

Im vergangenen Wochenabschnitt haben wir in Deut 31, 16-18 gelesen: «Siehe, du wirst jetzt bald zu deinen Vätern gebettet werden. Dann wird dieses Volk sich erheben; man wird in seiner Mitte Unzucht treiben, indem man den fremden Göttern des Landes nachfolgt, in das es jetzt hineinzieht, es wird mich verlassen und den Bund brechen, den ich mit ihm geschlossen habe. An jenem Tag wird mein Zorn gegen sie entbrennen. Ich werde sie verlassen und mein Angesicht vor ihnen verbergen. Dann wird dieses Volk verzehrt werden…» 

Gott trägt Moses auf, mit diesem letzten Lied nochmals die Israeliten emotional zu erreichen und darauf zu hoffen, dass die sich dann auf immer an den mit Gott geschlossenen Bund erinnern. Wie geht das leichter als mit einem Lied? Ein Lied, die Töne werden in der rechten Hirnhälfte abgespeichert. Diese Seite ist für die kreativ-emotionalen Aktivierungen zuständig.

Mit den ersten Schlafliedern unserer frühesten Kindheit verbinden wir positive Gefühle, unsere erste grosse Liebe wird immer über die Erinnerung an ein spezielles Lied erhalten bleiben. Auf der anderen Seite können bestimmte Tonfolgen auch negative Gefühle auslösen. Die Werbung macht sich das zu Nutzen, der Konsument verbindet eine bestimmte Melodie mit einem Produkt, es ist gar nicht mehr nötig, das Produkt zu nennen oder ein Bild davon zu zeigen. 

Wir stehen alle mehr oder weniger weit vorangeschritten in unserer Lebenszeit. Wir wissen, wann wir geboren wurden, wir können uns mehr oder weniger gut an unsere Vergangenheit erinnern. Wir wissen aber nicht, wasuns die Zukunft bringt und wir wissen gottseidank auch nicht, wann unser Leben vorbei sein wird.

Jetzt in den Tagen zwischen Rosh Hashana und Yom Kippur, der am Sonntagabend beginnt, ist für uns die Zeit der Einkehr, der persönlichen Bilanz: Was ist gut gelaufen, was war suboptimal, wo haben wir gänzlich versagt. Unsere Erinnerungen werden uns dabei helfen, Ereignisse in den Kontext unseres Lebens zu stellen. Uns der Frage zu stellen, wie können wir es vermeiden, noch einmal den gleichen Fehler zu machen?

So, wie es im Vers sieben des Wochenabschnitts steht: «Denk an die Tage der Vergangenheit, lerne aus den Jahren der Geschichte! Frage deinen Vater, er wird es dir erzählen, frage die Alten, sie werden es dir sagen.»

Während ich das hier geschrieben habe, ging mir ein Lied durch den Kopf. Es stammt von Udo Jürgens und wurde 1995 veröffentlicht: «Heute beginnt der Rest deines Lebens, heute fängt an, was du daraus machst…»

Ich wünsche uns allen, dass wir den bevorstehenden Shabbat nutzen, um Rückschau zu halten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Das Lied von Moses soll uns dabei helfen!

Shabbat Shalom, noch einmal Shana tova ve chatima tova!



Kategorien:Religion

Schlagwörter:

Hinterlasse einen Kommentar